Samstag, 4. September 2010

It is over

Nun ist mein einjähriges FSJ in Bukarest endgültig vorbei und ich bin schon seit ein paar Tagen wieder zu Hause bei meinen Lieben....
Ich möchte hier noch meinen Abschlussbericht veröffentlichen und mich bei allen bedanken die mir treue Leser waren und mich in meinem Jahr begleitet haben! Wegen euch hat es mir immer wieder Spass gemacht, meine Erfahrungen in Worte zu fassen und in ein paar Jahren werde ich mich sicher auch selbst darüber freuen!

Knapp ein Jahr habe ich mein FSJ in Bukarest bei der "Deutschen Altenhilfe" gemacht und mir kam es viel kürzer vor.
Besonders nach dem Zwischenseminar im Februar verging die Zeit unglaublich schnell. Der Winter war vorbei, ich hatte Freunde gefunden, mich perfekt eingearbeitet und kam auch mit der Sprache sehr gut zurecht. Außerdem bekam ich von Familie und Freunden Besuch und investierte den Großteil meines Urlaubs in den Sommermonaten. So war der 2. Teil meines Jahres noch schöner als der 1. und das will schon was heißen...

Meine Arbeit selbst ist gleich geblieben:
Jeden Tag bin ich mit meinem Auto unterwegs in Bukarest und erledige verschiedene Dinge, die alle das gleiche Ziel haben: Rund 20 alten Leuten in Bukarest das Leben angenehmer machen. D.h. ich bin z.B. 2-3 Mal die Woche damit beschäftigt Essen auszufahren, einmal im Monat helfe ich Lebensmittelpakete zu kaufen, zu packen und fahre diese dann am Ende zu den Leuten nach Hause. Außerdem mache ich Hausbesuche, die mir persönlich immer am meisten Spaß machen und den alten Leuten auch sehr viel geben.
In der 2. Hälfte war ich natürlich vertrauter mit den Leuten und konnte mehr auf sie eingehen und offener mit ihnen umgehen. Das hat mir gut gefallen.
Eine wichtige und vor allem intensive Änderung gab es, als eine Dame von ihrer "Haushaltshilfe" verlassen wurde und ich so für fast 2 Monate der Einzige war, der wirklich bei ihr war und ihr ein bisschen geholfen hat. Da hatte ich dann auch schon eher mit Tätigkeiten wie ein Pfleger in einem Altenheim zu tun. Es war sehr schwer für mich, ihre Situation mitanzusehen und nicht mehr helfen zu können. Doch jetzt hat sich eine Familie gefunden, die für sie sorgt und ich hatte zusammen mit meiner Chefin auch Spenden organisiert, um ihr ein Platz in einem Heim zu zahlen.

Durch meine Tätigkeit habe sehr intensiv mitbekommen, wie es ist älter zu werden und immer mehr Menschen zu verlieren und am Ende vielleicht sogar ganz alleine zu sein. Auch was es bedeutet würdevoll zu Leben, ist mir richtig bewusst beworden. So ist z.B. nicht selbstverständlich, dass man noch alleine für seine Körperpflege sorgen kann, auch wenn man es sehr gerne würde.
Ich denke, dass ich durch diese Erfahrungen besser mit meinen Großeltern und später auch Eltern umgehen werde und ich hoffe, dass ich mich auch in meinem eigenen Alter an diese Zeit zurückerinnern werde!
Geduld und Ruhe bewahren sind weitere Tugenden, die mir in diesem Jahr sehr wichtig waren. Sowohl wegen der alten Leuten und ihren oft sehr ungewöhnlichen Wünschen, aber natürlich auch wegen des Landes, in dem man ohne die gewisse Ruhe nicht weit kommen würde...

Mit meinen Mitarbeitern bin ich im Großen und Ganzen gut ausgekommen. Allerdings war ich den größten Teil der Zeit alleine und recht selbstständig am Arbeiten. Ansonsten denke ich, wäre es zu größeren Problemen/ Auseinandersetzungen gekommen.

Mit den Einheimischen, mit denen ich Kontakt hatte, bin ich sehr gut zurecht gekommen. Die Rumänen sind im allgemeinen sehr nett, offen und vor allem gastfreundlich. Sprachlich bin ich gut zurecht gekommen, auch wenn ich mit mir selber unzufrieden bin, weil ich vor allem gegen Ende kaum noch bemerkbare Fortschritte gemacht habe. Auch mit der Kultur im Land hatte ich kein Problem.
Leider muss ich aber anmerken, dass in Bukarest sowieso nicht so viel von der rumänischen Kultur zu sehen war, wie in den Dörfern oder kleinern Städten, die ich besichtigt habe. Bukarest ist eine europäische Großstadt, in der die gleiche Hektik herrscht wie in vielen anderen Städten.

Im Allgemeinen würde ich mein Jahr in Rumänien als großen Erfolg sehen, auch wenn vielleicht nicht alles so gelaufen ist, wie ich es mir am Anfang gedacht hatte!
Ich habe unglaublich viele wertvolle Erfahrungen gesammelt, ein Land und seine Bewohner ziemlich gut kennengelernt, neue Freunde gefunden, meine Zukunftspläne fassen können und vieles mehr.
Dadurch, dass ich relativ viel gereist bin, habe ich nicht nur viel gesehen und erlebt, sondern habe auch eine größere Gelassenheit bekommen, wenn mal etwas nicht so klappt, wie es geplant war. Denn ich bin nie genau so wie geplant ans Ziel gekommen, aber immer angekommen!
Zu Beginn hatte ich noch die Sorge, dass ich eventuell keine neuen Freunde finden würde oder mich mit meinen alten auseinander leben würde, aber diese Angst habe ich nun mehr als nur abgelegt.
Selbstverständlich war es auch eine wichtige Erfahrung, ohne Familie und ohne Freunde zurechtkommen zu müssen. Auf diese Weise bin ich selbständiger und offener geworden.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich sehr wertvolle Erfahrungen aus meinem Jahr mitnehme, die mir in meinem weiteren Leben hilfreich sein werden...




Abschiedessen mit meinen Kolleginnen